Dienstag, 20. Juni 2023
Der atemberaubende Traumstrand Cala La Pelosa auf der Halbinsel Stintino am nordwestlichsten Zipfel der Insel und die vorgelagerte Insel Asinara lohnen sich für einen Wochenendtrip. Die Anfahrt über die Landzunge nach Stintino erinnert irgendwie an Sylt.
Die Landschaft ist flach, die Luft riecht anders und selbst die Wolkenformatierungen unterscheiden sich vom übrigen Sardinien – dies ist jedenfalls mein erster Eindruck.
Stintino ist im Sommer ein quirliges Ferienörtchen mit gleich drei Häfen, und dem berühmten 330 m langen weißen feinsandigem Strand Cala La Pelosa, mit glasklarem, flach abfallendem Wasser in türkisen Schattierungen, in dem man kilometerweit kniehoch waten kann. Karibisches Feeling auf Sardinien, soweit das Auge reicht!
Der Strand hat verschiedene Zugänge, die streng von der Tourismusbehörde Stintinos bewacht sind. Bis 18 Uhr kostet der Strandzugang 3,50 € pro Person. Außerdem gibt es an jeder Ecke Händler mit Bastmatten, ohne die es nicht erlaubt ist, den Strand zu besuchen, da sonst zu viel Sand in den Strandtüchern abgetragen wird. Zahlreiche Badegäste tummeln sich bereits im Wasser und am Strand. Sonnenschirm reiht sich an Sonnenschirm – ein wenig begreift man hier auch die Schattenseiten des Massentourismus, der bereits im Juni auf der Insel herrscht.
Doch auf den Schieferfelsen, die am Rand schräg ins Wasser ragen gibt es keine Vorschriften. Mit meinem Strandtuch finde ich ein lauschiges Plätzchen zwischen den Felsen, direkt am Wasser, die Kuhle passt sich wie ein Liegestuhl der Körperform an. Ich genieße für ein paar Stunden die Abgeschiedenheit und beobachte von hier das bunte Treiben am offiziellen Strand. Das Wasser ist wirklich sensationell und man möchte gar nicht wieder hinausgehen. Sardinien bietet eben immer eine Option! Das gilt auch für die Parkplätze. Entlang der Straße zum Capo Falcone reihen sich die Fahrzeuge nahtlos aneinander. Doch wenn man weiterfährt findet man auf der anderen Seite einen kostenfreien Parkplatz und man muss nur über den Hügel gehen, um zum Strand zu gelangen
Mein eigentliches Ziel an diesem Wochenende ist aber die vorgelagerte Insel Asinara – ein Sehnsuchtsort, den ich schon immer mal besuchen wollte. Soviel hatte ich schon über das Naturparadies gelesen. Am Sonntag ist es dann endlich soweit. Es lohnt sich, die Fähre ab dem Maritimen Hafen von Stintino im Vorfeld online zu buchen (Hin- u. Rückfahrt ca. 50 Euro).
Als Übernachtungsmöglichkeit kann ich das nahe gelegene B&B Posada empfehlen. Von hier kann man abends den Ort bequem zu Fuß erreichen und auch die Schiffsanlegestelle (Parking kostet pro Tag 5 Euro am Hafen). Es gehen verschiedene Fähren, auch ab Porto Torres oder Alghero. Die Überfahrt zur Insel ab Stintino dauert aber nur eine knappe halbe Stunde.
Ursprünglich hatte ich vorgehabt, eine geführte Rundfahrt mit dem Trenino über die Insel zu machen und möglichst viel zu sehen. Doch dann ist der Zug aufgrund einer größeren Reisegruppe ausgebucht, und so entscheide ich mich am Ankunftshafen Fornelli, die Insel mit dem E-Bike ( 40 Euro Tagesmiete) individuell zu erkunden. Als weitere Möglichkeiten stehen Geländewagen mit Fahrer und Elektrocars zur Verfügung. Auch ein kleiner Bus fährt über die Insel und hält an diversen Aussichtspunkten.
Mit dem E-Bike kann man den Nationalpark Asinara tatsächlich hautnah und mit allen Sinnen erleben erleben. Nachdem die ankommenden Touristen ausgeschwärmt sind, gehört mir die Insel fast alleine. Nur hie und da traben ein- oder zwei weiße Eselchen an mir vorbei. Sie sind ziemlich unbeeindruckt und eher gelangweilt von den Touristen, die sie fotografieren wollen. Die Natur ist umwerfend, intensiv, felsig, farbenprächtig, mit ungewöhnlichen Pflanzen und türkisschimmerndenen Buchten. Die einzige geteerte Straße führt quer über die Insel und auf dem E-Bike kommt man gut über Berg und Tal. So schaffe ich es immerhin bis Cala Reale, und bin mächtig stolz.
Asinara hat aber auch eine bewegte Vergangenheit: Einst war sie Verbannungsinsel für Mafia-Mitglieder und andere Schwerverbrecher und diente im Zweiten Weltkrieg als Kriegsgefangenenlager. Das ehemalige Gefängnis kann in Fornelli besichtigt werden. Heute ist die Insel Nationalpark und eines der wichtigsten Naturschutzgebiete Sardiniens sowie Wander- und Trekkingparadies. Sie ist ca. 52 km² groß und hat eine Küstenlänge von etwa 110 km mit felsigen Bergen und traumhaften Badebuchten. Namensgeber der Insel sind die leuzistischen weißen Esel mit blauen Augen, die „Asini dell Asinara“ die unter strengem Schutz stehen. Niemand weiß genau, wie sie auf die Insel kamen. Weiter gibt es auch freilaufende Pferde, Wildschweine, Schildkröten und eine erstaunliche Pflanzen- und Unterwasserwelt zu sehen. Die Tauch- und Schnorchelbasis befindet sich in Cala D’Olivia.
Das in Cala Reale stationierte Hospital für verletzte Meeresschildkröten ist ein Besuch wert. Die Organisation C.R.A.M.A (Center Recovery Asinara Marina Animal) operiert und pflegt verletzte Meersschildkröten z.B. die Caretta Schildkröte), die im Meeresraum von Asinara bis Santa Teresa Gallura gefunden werden. Hauptursachen sind Angelhaken, Verletzungen durch Boote und der Plastikmüll, den die Tiere schlucken.
Die kranken Schildkröten werden behandelt und nach der Genesungszeit wieder ins Meer entlassen. Auch werden die Bestände von Walen und Delfinen in diesem Meeresgebiet erfasst. Eine bewundernswerte Arbeit, die von den Mitgliedern der Organisation mit viel Sorgfalt und Enthusiasmus ausgeübt wird. Die Klinik beherbergt ebenfalls ein kleines Museum, das mit dem Eintritt in das Hospital (3,50 p.P. inkl. Führung) besucht werden kann. Sehr beeindruckend und sehenswert!
Link:www.cramasinar.org
Auf der Insel gibt es einige Unterkunftsmöglichkeiten und auch einen Campingplatz, für alle die sich länger als einen Tag aufhalten möchten. Bars und Restaurants sind rar, man setzt also besser auf Selbstverpflegung und bringt genügend Wasservorräte mit. Den Müll packt man ein und entsorgt ihn auf dem Festland.
Auf dem Rückweg nach Fornelli lege ich noch eine Badestopp in einer einsamen, flachen Bucht ein. Die Abkühlung tut gut und ein bisschen fühle ich mich wie im Garten Eden. Längst habe ich noch nicht alles von Asinara gesehen, als das Boot am Spätnachmittag wieder ablegt, ein Grund also, unbedingt wiederzukommen.
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